Tanz auf dem Vulkan

Erwin Wagner meistert Reykjavik Marathon

Nach mehreren Versuchen war es Erwin Wagner vom Lauftreff SV Westum in diesem Jahr endlich gelungen, einen der Startplätze beim wohl begehrtesten europäischen Marathon in London am 25. April zu erhalten. Dem lange gehegten Wunsch schien sich unerwartet der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island in den Weg stellen zu wollen. Bis zwei Tage vor dem Termin wehte seine Aschewolke über den Kontinent und legte den europäischen Luftraum lahm. Zu diesem Zeitpunkt reifte der Entschluss, den Eyafjallajökull doch einmal aus der Nähe zu betrachten und bei dieser Gelegenheit gleich den in der Hauptstadt Reykjavik am 21. August 2010 stattfindenden Marathon mitzunehmen.

Bei für isländische Verhältnisse hervorragendem Wetter beteiligten sich insgesamt über 5.000 Läufer an den Wettbewerben über die 10 km-, die Halbmarathon- und die Marathon-Distanz. Dabei stellte Deutschland mit 145 Teilnehmern nach Kanada das zweitgrößte ausländische Kontingent. Marathon- und Halbmarathon-Läufer gingen um 8:40 Uhr bei kühlen Temperaturen im einstelligen Bereich gemeinsam auf die Strecke. Zuschauer waren verständlicher Weise nur wenige zu sehen, führt die Strecke doch mehr um als durch die malerische Hauptstadt. Dafür wurde aber landschaftlich so viel geboten, dass keine Langeweile aufkommen konnte. Teilweise ging es durch kleine Parkanlagen entlang romantischer Bäche mit kleinen Wasserfällen. Also kein typischer Stadtlauf, eher ein Mix von Stadt- und Landschaftslauf.

Die guten Ergebnisse der im Vorfeld des Marathons absolvierten Volksläufe gaben Erwin die Zuversicht, sich genügend auf den Lauf vorbereitet zu haben. Deshalb war das von ihm gesetzte Ziel, mit einer Zeit von unter 3:10 Stunden den Lauf zu beenden, realistisch. Bis Kilometer 18 hielt er sich im Feld der tendenziell schneller laufenden Halbmarathonis. Danach trennten sich die Wege und der Rest der Strecke musste recht einsam zurückgelegt werden, da nur wenige Marathonläufer auf diesem hohen Niveau mithalten konnten. Erwin hatte mit der Einsamkeit kein Problem, absolviert er doch alle Marathonläufe unbeirrt von den übrigen Teilnehmern in seinem individuellen „Wohlfühl-Tempo“, welches schmerzhafte Einbrüche gegen Rennende verhindert.

Bei der Markierung des 32-ten Kilometers fühlte sich Erwin noch so fit, dass er beschloss, auf den restlichen 10 km das Tempo zu forcieren. Doch von diesem Vorhaben musste ziemlich schnell Abstand genommen werden. Inzwischen war der aus nördlicher Richtung kommende Wind stark aufgefrischt und wehte den Läufern auf den letzten direkt am Meer verlaufenden Kilometern direkt ins Gesicht. In einer hervorragenden Zeit von 3:06:49 Std. überquerte Erwin schließlich als 3. in seiner Altersklasse und als 13. des Gesamtfeldes die Ziellinie, passend zu seiner Startnummer 313. Hatte er mit diesem Ergebnis schon nicht gerechnet, so erfreute ihn der 1. Platz unter den zahlreich vertretenen deutschen Teilnehmern besonders.

Auf der anschließenden von Sportotto.de bestens organisierten Rundreise mit einem gemieteten geländetauglichen Fahrzeug konnte die Vielfältigkeit der isländischen Landschaft mit ihren Vulkanen, Gletschern, Geysiren und Wasserfällen bestaunt werden. Dabei wurde dann auch dem Eyjafjallajökull ein kurzer Besuch abgestattet.