Brocken Challenge 2009 - Nonstop von Göttingen auf den Brockengipfel

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Kurzversion:
Strecke: 81,5 km. Start 07. Februar, 06:00 Uhr, komplett vereist und/oder schneebedeckt, 2.250 Höhenmeter Steigungen, Nebel bis Mittag, nachmittags und abends Schneefall, Gipfel in Wolken,
Temperaturen um den Gefrierpunkt, lange schwachwindig, abends starker bis stürmischer Wind. Meldungen: 120, Starter: 103, Finisher: 93.

Es ist nicht die Entfernung, die dich umbringt. Es ist die Geschwindigkeit!

Bereits im Herbst gab es erste Überlegungen bei den Ultra-Marathon Läufern des Lauftreffs des SV Westum, an der Brocken Challenge 2009 teilzunehmen. Zuerst stellte sich die Frage „Was ist das eigentlich?“ Es handelt sich um einen Lauf, dessen Ergebnis (Startgelder, Sponsorengelder etc.) komplett für wohltätige Zwecke (in 2009 u. a. einem Hospizverein) gespendet wird. Nach einem ersten Kassensturz kamen fast 8.000 Euro zusammen. Es können sowohl Einzelstarter als auch Zweier-Teams (Läufer/Radfahrer) an den Start gehen. Schnell war beschlossen, „Hier machen wir mit“. Für Hans-Peter Gieraths, der mit Marco Czych zusammen lief und Rainer Strack und Helge Höck als Run und Bike-Team begann nun das Training. Die Idee, sich mit Hilfe des Mountain-Bikes die Strecke zu erleichtern, erwies sich dabei aufgrund der Wetterbedingungen als Fehlschluss.

Aber im Einzelnen: Nach einer spartanischen Übernachtung auf der Iso-Matte im Keller einer Gaststätte oder in ehemaligen Pferdeställen gab es morgens um 05:00 zunächst ein opulentes Frühstück; manche haben es auch, in Erwartung dessen, was der Tag noch alles bringen wird, als Henkersmahlzeit angesehen.

Geduldig wurde den die Veranstaltung begleitenden Radio- und Fernsehteams des NDR Rede und Antwort gestanden.

Endlich um 06:00 Uhr ging es für die 103 Starter aus Deutschland, Österreich, Ungarn und der Schweiz dann auf die Strecke durch den dunklen Göttinger Stadtwald. Die Strecke war alle 500 m notdürftig mit Fackeln markiert; diese konnten jedoch nicht zeigen, dass der überwiegende Teil der Strecke aus Glatteis bestand. Diese Eisbahn zusammen mit der Dunkelheit war eine gefährliche Mischung, bei der es bereits die ersten blauen Flecken, Hautabschürfungen und Beulen gab.

Besonders die Radfahrer waren erleichtert, als es nach 1,5 Stunden heller wurde. An ein zügiges Fahren war nicht zu denken. Rainer, der die Strecke auf dem Fahrrad als einer der wenigen ohne Sturz meisterte, brauchte fast 10 Km um zu den kurz hinter dem Spitzenfeld laufenden Hans-Peter, Marco und Helge aufzuschließen. Während der Fahrradwechsel auf der ersten hügeligen Hälfte noch halbwegs funktionierte und nur etwa 1/4 des Weges das Gerät geschoben werden musste, ging ab Kilometer 42 gar nichts mehr.

Die Marathondistanz von 42,2 Km wurde von den Westumer Sportlern noch nach 4:30 Stunden gemeinsam erreicht. Danach war das Fahrrad nur noch zusätzliche Belastung. Nicht ohne Grund wurde das folgende Teilstück vom Veranstalter und Teilnehmern früherer Läufe als „Entsafter“ bezeichnet. Zunächst ging es 10 Kilometer stetig über eine spiegelglatte Schneefläche bergauf, dann folgten 10 Kilometer entlang einer Loipe durch knöcheltiefen Altschnee.

Nach 20 Kilometer Fahrrad-Schieben wurde dieses bei der nächsten Verpflegungsstelle entnervt abgegeben. Auf den folgenden 20 Kilometern ging es dann so richtig nach oben. Aus der Schneehöhe von 20 - 30 Zentimeter wurde bis zum Ziel - dem Brockengipfel - über 1 Meter. Dazu wurde der Schneefall nun langsam immer stärker.

An der letzten Verpflegungsstelle bei Km 74 hieß es noch einmal Kräfte sammeln und sich für die letzten ca. 8 Km bis zum Ziel des Brocken auf 1142 Meter fit zu machen. Hier wartete auf uns noch die sog. Rampe, die einem mit ca. 30 % Steigung noch einmal alles abverlangt.

Da die Brocken-Bahn noch unterwegs war, schied das bequemere Gehen auf den Gleisen aus und wir mussten uns bei starkem Gegenwind durch den Schnee vorwärts kämpfen. Die Rampe machte ihrem Namen alle Ehre, reichlich Schnee, steil bergauf und ein Wind, der natürlich von vorne kam, ließ uns nur langsam Meter für Meter vorwärts kommen. Von dem Pfad neben den Gleisen auf die Brockenstraße gewechselt, erschien vor uns ein Lichtkegel, welcher den Brockengipfel ankündigte. Die gefühlte Temperatur sank erheblich.

Der Veranstalter hatte bewusst in seiner Ausschreibung darauf hingewiesen, dass es auf dem Brocken ein anderes Klima herrscht und dass das Zwiebelschalenprinzip angebracht wäre, da bereits einmal die Brocken-Challenge wetterbedingt abgebrochen werden musste.

Der Sieger, Frank Kleinsorg, der eine Marathon-Bestzeit von 2:36 hatte, erreichte das Ziel bereits nach acht Stunden, Danach war fast eine Stunde Pause bis das nächste Team am Ziel ankam. Hans-Peter und Marco konnten auf den letzen Kilometern noch einmal Dampf machen und unterschritten die 11 Stunden-Grenze um eine Minute.

Rainer und Helge, das älteste Team aus dem Teilnehmerfeld, dachten wohl mehr an die Karnevalszeit und wurden mit der Zeit von 11:11 Stunden gewertet. Damit waren die Westumer alle noch in der ersten Hälfte der Teilnehmer im Ziel.

Nach 81,5 km am Ziel auf den Brocken, gönnte man sich einen Schluck Champagner.

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