Der Lauftreff Westum hat auch Bergläufer
Erfolgreiche Teilname von Erwin Wagner bei schweizer Klassikern

Nachdem Erwin Wagner vom Lauftreff Westum mit seiner erfolgreichen Teilname beim diesjährigen Zugspitzlauf den höchsten Berg Deutschlands erklommen hatte, stand als neue Herausforderung der nach dem wohl bekanntesten Berg benannte Matterhornlauf auf dem Programm. Dieser fand am 21. August zum 23. Mal statt. Zur Akklimatisierung wurde eine Woche Wanderurlaub in dieser schönen Region im Schweizer Wallis vorgeschaltet.
Bei seinen Internetrecherchen stieß er dann zufällig auf den ältesten Extremberglauf der Schweiz, der von dem in der französisch sprechenden Schweiz an der Rhone gelegenen Ort Sierre bis nach Zinal am Ende des wunderschönen Val d’Anniviers führt. Seinen klangvollen Namen „Course des cinq 4000“ hat er von den 5 bedeutenden Viertausender Bergriesen Weisshorn, Obergabelhorn, Zinalrothorn, Matterhorn und Dent Blanche. Dieser Lauf fand just am ersten Urlaubstag, dem 14. August statt. Von dem Urlaubsdomizil nicht weit entfernt, entschloss sich Erwin kurzerhand, auch diesen schweren Klassiker mitzunehmen.

Traditionell wird der Sierre-Zinal auch bei seiner 32. Ausgabe an der gleichen Stelle gestartet, obwohl die ursprüngliche Wiesenlandschaft durch mannigfaltige Bauarbeiten verschwunden ist und sich die Startlinie nun in einer Kiesgrube befindet. Von hier aus gehen bereits früh um 5 Uhr die Touristes (Jedermannsläufer und Wanderer) auf die 31 km lange Strecke. Erwin startete mit den „Coureurs“ um 9 Uhr. Nur etwa einen Kilometer verläuft die Route leicht ansteigend über eine asphaltierte Straße. Dann biegt sie in einen schmalen Bergpfad, der die Läufer innerhalb von 7,5 km 1.300 m höher bringt. Da der Bergweg nur mit Mühe zwei Läufer nebeneinander aufnehmen kann, ist ein Überholen kaum möglich. In Wirklichkeit denkt bei einem Anstieg von teilweise über 30 % daran auch kaum jemand. Laufen ist hier nicht möglich. Stumm trottet man mit Blick auf den Boden über Wurzeln hintereinander her. Da es durch dichten Wald geht, ist von der versprochenen Aussicht auf die fünf Viertausender sowieso noch nichts zu sehen. Außer lautem Keuschen ist kein Ton zu hören. Ein erfahrener Zinal-Läufer soll einmal zu einem Neuling gesagt haben: „Pass auf, dass du den Kopf nicht zu tief nimmst. Dann tritt dir ein Vordermann auch nicht ins Gesicht“. Kilometerangaben findet man hier selten. Dafür taucht gelegentlich ein großes gelbes Schild auf. Darauf sind die erkletterte Höhenmeter und die zurückgelegte Strecke in Prozent der zu erwartenden Laufzeit angegeben. Diese einzigartige Methode macht Sinn, da das Profil zu unterschiedlich ist. Im ersten Drittel geht es nur den Berg hinauf, mal nur heftig, mal noch etwas heftiger. Dann endlich nach 7,5 Kilometern die ersten Querpassagen. Meist geht es immer noch bergan, die Steigungen sind aber deutlich niedriger. Später geht es über schmale Pfade auf und ab durch Wiesen. Die unendlich vielen Steine und Wurzeln erinnern an kleine Hürden, die es ohne Stolpern zu überwinden gilt, geht es seitlich doch teilweise recht steil den Hang hinunter. Endlich kommen auch die namensgebenden Bergriesen zum Vorschein. Das Matterhorn sieht von dieser Seite allerdings viel anders aus, als man es aus den bekannten Bildern kennt. Irgendwie schafft man es schließlich auf den mit 2.425 Metern höchsten Punkt der Strecke. Auf den folgenden 6 Kilometern geht es nur noch abwärts. Zuerst noch recht moderat. Zu moderat, schließlich liegt der Zielort Zinal mit 1.680 Metern Höhe deutlich tiefer. Um so brutaler geht es dann die letzten drei Kilometer abwärts. Die letzten Kraftreserven werden zum Bremsen benötigt. Fangnetze verhindern, dass man den Hang hinunterkullert. Die letzten Meter in Zinal werden dann wieder erträglich. Zudem läuft man hier durch ein Spalier von Zuschauern und das nahende Ziel lässt alle Qualen vergessen.
Insgesamt kamen 1.458 „Tourists“ und 666 „Coureurs“ im Ziel an. Erwin Wagner wollte seine Gelenke schonen und musste bergab viele Läufer im Sturzflug passieren lassen. Trotzdem erreichte er nach 3:54.38 Std. einen 228. Gesamtplatz und wurde 7. von 91 Finishern in seiner Altersklasse „Veteran II“.

Nach einer mit herrlichen Bergwanderungen verbrachten Woche stand am 21. August der 23. Matterhornlauf auf dem Programm. Dieser Lauf ist mit 14,35 Kilometern wesentlich kürzer als der Sierre-Zinal. Trotzdem sind auch hier über 1.000 Höhenmeter auf der kurzen Strecke zu überwinden. Die Strecke führt von Zermatt bis zum 2.582 Meter hoch gelegenen Ziel am Schwarzsee, unmittelbar am Fuße des Matterhorns. Obwohl das Wallis gegenüber der Zentralschweiz von den Unwettern relativ verschont geblieben ist, hatte es die Nacht vor dem Lauf wolckenbruchartig geregnet. Da die Schneefallgrenze auf 2.000 Meter gesunken war, lag das Ziel nun in voller Winterpracht. Rechtzeitig vor dem Start hatte der Wettergott dann ein Einsehen und die Niederschläge machten Pause bis kurz nach Beendigung des Laufes.
Der Lauf an sich führt zuerst durch den Ort Zermatt. Hier sind die Straßen breit und man hat Zeit, die passende Position zu finden, die einen dann in einer gleich starken Gruppe nach einem kurzen ersten heftigen Anstieg die schmalen Bergpfade passieren lassen. Das ist wichtig, da Überholen in der Hanglage meist zu riskant ist. Bis auf einen zweiten Anstieg in der Streckenmitte lässt es sich ansonsten recht gut laufen. Nur die letzten 2 Kilometer verlangen dann mit 400 Höhenmetern noch einmal alles. Die Wege sind von den frühmorgens gestarteten Volksläufern und Nordic-Walkern inzwischen glitschig. Dennoch hat die Winterlandschaft inmitten des Sommers etwas angenehmes und die Kälte ist trotz kurzer Laufkleidung nicht zu spüren. Im Ziel wird jeder Läufer namentlich in Empfang genommen und mit Medaille und Finisher-T-Shirt geehrt. Das mit Hubschraubern hochgeflogene Gepäck mit warmer Kleidung liegt bereit.

Beim diesjährigen Matterhornlauf wurden gleichzeitig die „Schweizermeisterschaft im Berglauf“ ausgetragen. Deshalb war alles mit Rang und Namen aus der Schweiz vertreten. Sebastian Epiney wurde Sieger und Schweizer Meister mit einer Zeit von 1:07.40 Stunden. Erwin Wagner erreichte nach 1:32.39 Stunden als 144. insgesamt und 10. in seiner Altersklasse eine hervorragende Platzierung.