Lauftreffler rennen im Thüringer Wald
Lauftreff Westum beim 32. GutsMuths-Rennsteiglauf

Sieben (!) Laufenthusiasten waren es, die im Jahre 1971 erstmals den Rennsteig, ein altbekannter Wanderweg in Thüringen, läuferisch bewältigen wollten. Die Strecke von ca. 100 km ging nahe vorbei an militärischem Sperrgebiet der DDR und sollte in 5 Tagesetappen bewältigt werden. Beim Start in Eisenach wurden sie mit höhnischen Bemerkungen auf den Weg geschickt. Vollkommen auf sich alleine gestellt und ohne Erfahrung für einen derartigen Lauf kamen alle irgendwie in leidlichem Zustand am Ziel in Neuhaus an. So ging das erste Wagnis zu Ende – und der Rennsteig hatte alle in seinen Bann gezogen und er erfreute sich zusehends einer immer größeren Teilnehmerzahl.

Seit 1971 hat sich vieles verändert. Die Veranstaltung findet an einem Tag statt, verteilt sich also nicht mehr über mehrere Tagesetappen. Die DDR, deren Repräsentanz den Lauf nie gerne gesehen hatte, weil es eine Bewegung von unten war, ist Geschichte. Seitdem nehmen zunehmend auch Läufer aus den alten Bundesländern teil. Es werden inzwischen verschiedene Stecken angeboten. Neben dem Halbmarathon, dem Marathon und dem Supermarathon für die Läufer kommen auch die Wanderer und Walker bei verschiedenen Strecken von 10 km bis 50 km voll auf ihre Kosten.

Erstmals nahmen auch Läufer des Lauftreffs Westum am 15. Mai 2004 an diesem Event teil. In Abhängigkeit vom gewählten Lauf fand der Start an verschiedenen Punkten statt. Ziel für alle war der Sportplatz in Schmiedefeld. Besonders früh begann der Tag für die Teilnehmer des 72,7 km langen Supermarathons. Stefan Schyrer und Erwin Wagner wohnten im Zielort und mussten deshalb bereits um 3 Uhr in der Nacht mit dem Transferbus auf den Weg. Rolf Wäsche wohnte im Startort Eisenach und konnte deshalb etwas länger schlafen. Gestartet wurde pünktlich um 6 Uhr. Innerhalb der ersten 25 km verläuft die Strecke von 210 m ü. NN stetig aufwärts bis auf 910 m ü. NN. Hier gilt es moderat zu laufen, um für die lange Strecke genügend Kraft zu behalten. Bevor die drei Akteure diese erste lange Bergetappe bewältigt hatten, war auch Reiner Strack unterwegs. Er hatte sich für den Halbmarathon, Start um 7,30 Uhr in Oberhof, entschieden. Auch diese Strecke ist entsprechend dem Profil des Thüringer Waldes sehr anspruchsvoll. Um 8,00 Uhr gingen dann Ingrid Dunski und Christel Wagner ebenfalls in Oberhof auf ihre 15 km lange Walkingstrecke, die zum größten Teil über die Halbmarathonstrecke verläuft. Die Teilnehmer des Supermarathons hatten inzwischen zwar die größte Steigerung, aber noch nur ein Drittel der Strecke hinter sich. Langsam begriffen sie, auf was sie sich eingelassen hatten. Nach km 25 ging es erst mal über einen km steil abwärts, zu steil um richtig laufen zu können. Dann endlich eine relativ ebene Strecke bis km 40. Trotzdem sind die Beine müde und im Kopf geht die Frage um, ob ein Marathon, der jetzt bald zu ende wäre, nicht auch gereicht hätte. Auf dieser Strecke befindet sich seit 9,00 Uhr Michael Dunski. Diese Strecke beginnt in Neuhaus, verläuft in einem ständigen auf und ab und endet erst nach 43,1 km und ist somit ca. einen km länger als ein normaler Marathon. Rainer Strack ist jetzt schon fast im Ziel. Er musste sich zu Beginn seines Laufes zwangsläufig zurückhalten, da sein Startplatz wegen der Teilnehmerzahl von 5.646 kein schnelles Laufen ermöglichte. Dafür fühlte er sich auf den letzten Kilometern ungewohnt fit und konnte noch viele Überholungen vornehmen. Mit einer Zeit von 1 Std. und 49 Min. erreichte er als 1.185-ter das Ziel. Als mit einer Zeit von 2:38 Ingrid Dunski und ca. 10 Minuten später Christel Wagner das Ziel erreichten, konnte Rainer Strack dieses bereits photographisch festhalten. Michael Dunski dürfte sich zu diesem Zeitpunkt wohl auf dem höchsten Punkt seiner Strecke befunden haben und die Langstreckenläufer hatten den zweiten harten Anstieg zwischen km 40 und 45 hinter sich. Ihnen stand bei km 55 noch eine besonders harte Prüfung bevor. Hier wurde nämlich eine Zwischenzeit genommen und man konnte mit Wertung aus dem Rennen gehen. Aber wer es bis hierhin schafft, der will auch weiter. Als nach 3 Std. und 50 Min. Michael Dunski als 480-ter von 3.217 gestarteten Marathonis das Ziel überquert, weis auch er, dass das schönste Ziel der Welt Schmiedefeld heißt. Dieses Ziel erreicht zu haben freute sich auch Erwin Wagner, der 5 Minuten später mit einer Zeit von 6 Std. und 55 Min. als 171-ter von 1.586 Startern ziemlich ausgepowert ankam. Auch Stefan Schyrer mit einer Zeit von 7 Std. 14 Min. 250-ter und Rolf Wäsche nach 8 Std. und 11 Min. als 675-ter und 20. der AK 60 wussten was sie geleistet hatten.

Für Ihre Anstrengungen voll entschädigt wurden alle Teilnehmer, die im Anschluss in einem riesigen Zelt mit Gleichgesinnten und auch vielen Einheimischen bis spät in die Nacht bei toller Musik, noch besserer Stimmung und vor allem mit nicht nur mineralstoffreichem Köstritzer Schwarzbier feierten.