Bewältigungsstrategie erwies sich als höchst wirksam
Konrad Branse hat es im Langlauf bis auf Rang eins der DLV-Rangliste gebracht
Sein sportliches Talent kam spät zur Geltung


Konrad Branse (links) vom SV Westum im Wettkampf.

KonradBranse (SV Westum) ist ein regelrechter Aufsteiger der Langlaufszene im Kreis Ahrweiler. In diesem Jahr gewann er den Berlin-Marathon in der Wettkampfklasse M 50 mit der großartigen Zeit von 2:36 Stunden. Damit war er nicht nur Bester von 2500 Teilnehmern dieser Altersklasse, sondern belegt auch aktuell Platz eins der DLV-Rangliste.

Wenige Wochen später heftete er einen weiteren Erfolg an seine Fahne, er wurde westdeutscher Berglaufmeister M 50. Der Heimersheimer Junge verriet schon als Kind sportliches Talent. Doch seine Eltern untersagten ihm, einem Sportverein beizutreten. "Vielleicht will ich jetzt alles nachholen, was ich damals versäumt habe", gibt er eine Erklärung für sein heutiges intensives Leistungsstreben. Ab 1990 wurde ein Rennrad sein gelegentlicher sportlicher Begleiter. Zum regelmäßigen Sporttreiben kam er durch seine berufliche Tätigkeit als Physiotherapeut in einer Bad Neuenahrer Klinik. "Die Konfrontation mit den Leiden von Krebspatienten führte bei mir zu einer hohen psychischen Belastung", berichtet Branse.

Als Bewältigungsstrategie verfiel er aufs Laufen. 1994 wurde der Lauftreff des SV Westum seine sportliche Heimat. Gute Resultate bei Volksläufen waren für ihn Ansporn zu gezieltem Training. Doch sein Marathondebüt 1997 in Köln war "eine Katastrophe. Hochambitioniert bin ich viel zu schnell angegangen und dann fürchterlich eingeknickt", erzählt er noch heute mit einem Schaudern.

Ein typischer Anfängerfehler, wie er inzwischen selbst weiß. Doch ab dem neuen Jahrtausend ging's steil bergauf. Er knackte die Drei-Stunden-Grenze, wurde 2001 westdeutscher Marathonmeister der Klasse M 45 und verbesserte sich 2002 auf seine bisherige Bestzeit von 2:35 Stunden. Im selben Jahr setzte ein tragischer Rennradunfall seinem Aufwärtsstreben ein jähes Ende.

Er zog sich eine Schädelverletzung zu, und die Ärzte verordneten ihm neun Monate absolutes Sportverbot. Danach nahm er das Training langsam wieder auf. Anfangs ging das nicht ohne Konflikte mit seiner Frau ab, berichtet Branse. "Man braucht die richtige Frau, die das mitmacht", ist er voll des Lobes über das schließliche Einverständnis und die Hilfe. Inzwischen läuft sie auch mit.

Er hat seine eigene Trainingsphilosophie entwickelt: "Ich wechsele ständig die Trainingsreize und bin dabei sehr experimentierfreudig." Ganzjährig trainiert er drei- bis vier Mal die Woche und legt dabei 50 bis 100 Kilometer zurück. Er visiert pro Jahr zwei leistungsorientierte Marathons an, auf die er sich jeweils drei Monate vorher speziell vorbereitet. "Kraft, Elastizität, Schnelligkeit und Ausdauer gehören gleichermaßen dazu", verrät er. Bei sechs bis sieben Trainingseinheiten bringt er es dann auf 120 bis 150 Kilometer. Nach seinen Zielen für 2004 gefragt, nennt Branse nur Gesundheit. Er wird dann im Trikot der LG Kreis Ahrweiler starten, der sich der SV Westum angeschlossen hat.